Auf der Suche nach der achtsamen Organisation

von Kai Romhardt

Erfahrungen im Netzwerk Achtsame Wirtschaft

Auf der Suche nach der achtsamen Organisation

von Kai Romhardt

Achtsamkeit ist im Mainstream angekommen. Es existiert ein deutlich steigendes Interesse am Thema insgesamt und zunehmend auch in Unternehmen und Organisationen aller Art. In den letzten Jahren habe ich eine Vielzahl von Personen und Organisationen kennengelernt, bei denen eine große Sehnsucht nach einem neuen Typ von Unternehmen und Unternehmern spürbar ist, die Achtsamkeit im Alltag leben und aufzeigen, wie heilsames Wirtschaften möglich ist. Aktuell fahnden viele Journalisten, Wissenschaftler, Berater und Buchautoren nach solchen „achtsamen Organisationen“ und dürsten nach Erfolgsgeschichten.

Meiner Meinung nach sollte man in diesem Themenfeld bescheiden, geduldig und aufrichtig agieren. Unternehmen, die Achtsamkeit verkörpern und in ihrer Firmen-DNA tragen, entstehen nicht von heute auf morgen. Wir wissen durch unsere individuelle Übungspraxis, dass wir unsere Gewohnheiten nicht von heute auf morgen ändern können. Eine große Organisation, einen Konzern oder gar eine kollektive Wirtschaftsdenkweise zu verändern, ist ungleich schwieriger. Die Integration buddhistischer Werte, Praxis und Sichtweisen in unsere Gesellschaft und ihre Organisationen ist ein Jahrhundertprojekt.

 Die zentrale Frage lautet: Wie kann der Funke der Achtsamkeit von Einzelnen auf Gruppen, ganze Organisationen oder gar die ganze Ökonomie überspringen? Wie kann der Schatz der Achtsamkeitspraxis in Organisationen getragen werden?

Ökonomische Transformation kann hierbei auf vielen Wegen beginnen und voranschreiten, hier einige Beispiele von Freunden und Freundinnen aus dem Netzwerk Achtsame Wirtschaft e.V.:

  • Eine selbständige Zahnärztin reduziert ihre privaten Fixkosten um 40% und gewinnt so zeitliche Freiheitsgrade für ihre Übungspraxis und ihre Patienten.
  • Ein Angestellter kündigt nach jahrelangem Festhalten und Kampf seinen Arbeitsplatz und begibt sich in ein längeres Retreat, um seinen weiteren Weg zu klären.
  • Ein Unternehmer spendet immer größere Teile seines Jahresgewinns an gemeinnützige Zwecke.
  • Ein Unternehmenserbe verzichtet auf die Unternehmensnachfolge und entwickelt stattdessen Ideen für ein achtsames Finanzwesen.
  • Ein Geschäftsführer einer Unternehmensberatung verkauft seine Unternehmensanteile und macht sich mit einer achtsam orientierten Beratung selbständig
  • Eine sozial-engagierter Verein bietet seinen 100 Angestellten eine Schulung zum Thema „Achtsame Arbeit und Kommunikation“ an.
  • Ein IT-Manager gründet in seinem Konzern eine Meditationsgruppe.
  • Eine Sachbearbeiterin traut sich mit ihrer Achtsamkeitspraxis im Großraumbüro sichtbar zu werden und initiiert einen Vortrag zum Thema.

Statt also nach einer phänomenalen Transformationsgeschichte zu suchen, schauen wir besser auf die vielen kleinen und mittleren Samen der Achtsamkeit, die wir in unserem eigenen Leben säen können. So können wir schrittweise zum Wandel werden, den wir in der Welt sehen wollen.

In diesem Prozess möchte das Netzwerk Achtsame Wirtschaft e.V. unterstützen. Pro Jahr veranstalten wir um die 160 Veranstaltungen in über 20 Städten und sind in einer Reihe deutschsprachiger Städte mit Regional- und Initiativgruppen vertreten. Im EIAB werden wir vom 17. bis 20. September gemeinsam schauen, welche Tore in eine achtsame Wirtschaft in unserem eigenen Leben offen stehen und wie wir uns gegenseitig in unserer Transformation unterstützen können. 


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