Die Kunst einen Apfel zu essen

von Kai Romhardt

Achtsames Wirtschaften kann sehr praktisch sein, ja, es sollte praktisch sein. Je abstrakter eine Wirtschaftstheorie oder ein Nachhaltigkeitskonzept wird, desto skeptischer werde ich. Je weniger ich sehe oder nachvollziehen kann, auf welchen Prämissen eine Theorie aufgebaut ist oder was sie für meinen Alltag bedeutet, desto geringer mein Vertrauen und Interesse sich weiter mit diesen Gedanken zu beschäftigen.

Umso schöner ist es, wenn ein Thema wie das Thema Achtsamer Konsum auf einfache Art und Weise auf den Punkt gebracht werden kann. Alles, was wir brauchen ist ein Apfel, etwas Zeit und den Willen, uns während des Genusses des Apfels nicht von der Vergangenheit oder der Zukunft, nicht von unseren Projekten oder Sorgen davontragen zu lassen. 

Einfach nur einen Apfel essen. Das kann uns tiefe Einsichte schenken. Über uns selbst. Über unsere Essgewohnheiten. Über unsere Fähigkeit zu genießen. Über unseren aktuellen Geisteszustand, aber auch über das normale Konsumverhalten in unser gesellschaft. Alle grundlegenden Probleme und Chancen unserer Konsumgesellschaft können in einem einzigen Apfel betrachtet werden. 

Hierzu ein Tipp: Im O.W. Barth-Verlag ist gerade das Buch "Achtsam essen – achtsam leben" erschienen . Die Autoren Thich Nhat Hanh und Lilian Cheung, eine Harvard-Ernährungswissenschaftlerin, zeigen uns die umfassenden heilsamen Effekte auf, die achtsamer Konsum auf unseren Körper und Geist haben kann. 

Aber das Schönste in diesem Buch ist für mich die Apfelmeditation, hier findet sich das pdf. Nehmen wir uns zehn Minuten Zeit für einen Apfel, essen wir ihn nicht nebenher und verbinden wir uns vorher mit dem Text.

Auf unserem letzten Netzwerk-Seminar zum Thema Achtsamer Konsum in Wien, haben alle Teilnehmer einen Apfel und diesen Text mit nach Hause genommen, wie schön!

Wenn wir Achtsamkeit in unsere in vielem achtlose Konsumgesellschaft bringen wollen, sollten wir zunächst selbst die Kunst einen Apfel zu essen und zu genießen meistern.


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